Tagebuch

Bodytransformation

Seit meiner ersten Schwangerschaft habe ich einen grossen Wandel hinter mir, was meine Körperwahrnehmung betrifft. Darüber möchte ich euch gerne berichten.

Mein Körper war einfach mein Körper und ich war ich. Zwei verschiedene Dinge. Ich ärgerte mich (wie vermutlich die meisten Frauen) über diverse „Schönheitsmakel“ und meine Gedanken gingen vorwiegend so ungefähr in diese Richtung: „doofer Körper, könntest du nicht mal…?!“ 

Dann wurde ich schwanger und ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich mich auf einmal vor den Veränderungen fürchtete, die auf mich zukommen würden. Man hört ja so allerlei darüber, welche Spuren eine Schwangerschaft im weiblichen Körper hinterlässt. Von Dammriss über kaputte Zähne und Hängebusen bis hin zum von Schwangerschaftsstreifen übersäten Schwabbel-Bauch, auch liebevoll „Muffintop“ genannt. Ich wusste nicht, ob ich bereit dazu war, mit noch mehr Makel umzugehen… Andererseits fühlte ich mich der Natur irgendwie ausgeliefert – ‚ändern werde ich es ja ohnehin nicht können‘ dachte ich für mich. Getrieben von diesen Gedanken, probierte ich in der jedes Cremchen, jeden Tee und jeden Tip aus, der mir in die Finger gekommen war, um grossen Veränderungen vorzubeugen. Das dies alles völlig belanglos werden würde, sollte ich erst später erfahren. Denn die Schwangerschaft und vor allem die Geburt änderten mein Körpergefühl schlagartig!

Hin und her gerissen also, von meinen Zweifeln&Sorgen und dem Willen, alles dafür zu tun um die ganze Sache halbwegs unversehrt zu überstehen, bestritt ich tapfer den Weg des Unvermeidlichen…

Jeden Morgen prüfte ich als erstes meinen Bauch auf Risse und war jedesmal erleichtert, als ich keine fand… Woche um Woche und Monat um Monat verstrichen, doch bis auf den wachsenden Bauch, blieb alles beim Alten. Entgegen meiner Erwartungen fühlte ich mich grossartig! Und so ganz allmählich entwickelte sich schleichend ein Gefühl von Stolz, darauf, dass mein Körper „mitmachte“… „Phu, so dämlich ist der ja gar nicht!“🤨 Der Wandel war aber noch nicht vollzogen… Gegen Ende des 8. Schwangerschafts-Monats wurde ich langsam nervös. Ich trank literweise Himbeerblättertee und cremte was das Zeug hielt 🙈 Dann, eines Morgens die Ernüchterung; ich entdeckte einen Riss oberhalb des Bauchnabels, da wo vorher jahrelang mein Piercing glitzerte.

Das wars! Mein Körper schmeisst hin! In spätestens 4 Wochen wird er nicht mehr der alte sein. Dachte ich wehmütig und behielt Recht. Jedoch so ganz anders als befürchtet. Lest weiter…!

Die Geburt kündigte sich mittels Blasensprung an. Ich hatte ja trotz Geburtsvorbereitungskurs kaum eine Ahnung was auf mich zukommen würde.

Ich stand also mit Sack und Pack bewaffnet im Kreisssaal und stellte mich auf das Schlimmste ein. Da eingeleitet werden musste, ging die Geburt dann auch ziemlich plötzlich und ziemlich heftig los. „Oh, sie springen aber toll auf die Medikamente an!“ flötete die Hebamme sichtlich erfreut, während ich mir schon den ersten Wutausbruch verkneifen musste. Ich war also mittendrin! Jetzt gab es kein zurück mehr! Die Transformation zu einem neuen Ich war in vollem Gange…

Ja, diese Schmerzen… Ja, dieser innere Kampf… Diese Hilflosigkeit, dieses Gefühl, der Situation unmöglich und in 1000 Jahren nicht Herr werden zu können… Wehe für Wehe.

Doch es machte sich noch ein anderes Gefühl breit. Eines, das ich nicht benennen konnte… Bis irgendwann der Moment gekommen war, wo mein Verstand aussetzte und vom Körper regelrecht gezwungen wurde, loszulassen und ihm zu vertrauen! Darauf, dass er es richtig macht, weiss wie es geht, ohne das Zutun von Willenskraft. Und erst, als ich diesen Zustand völliger Hingabe erreicht hatte und den Drang aufgab, meinen Körper und die Schmerzen kontrollieren zu wollen, konnte das Wunder der Geburt vollbracht werden und neues Leben entstehen! Es war alles egal… Jegliche Eitelkeit wich und machte tiefem Vertrauen Platz. Auf einmal realisierte ich, dass mein Körper nicht irgend ein Feind war, nichts separates meiner Persönlichkeit, sondern dass ICH das war. Ich als Frau. Eins.

Mein Körper kämpfte mit aller Kraft darum, endlich wahrgenommen zu werden und seinen rechtmässigen Platz in meinem Wesen als Frau einnehmen zu dürfen. Mit mir zu verschmelzen… Dieses neue Gefühl der Körperwahrnehmung war sofort präsent und gleichzeitig unbeschreiblich!

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Heute habe ich, nach zwei Schwangerschaften und zwei Geburten zwar einen Muffintop, 2-3 Streifen am Bauch und von meinen Brüsten fang ich gar nicht erst an… Aber wisst ihr was? Ich hab mich noch nie wohler und kompletter gefühlt wie jetzt! Und ich bin überzeugt, ich hätte noch so viele Zähne verlieren und Kilos zunehmen können. Es würde nicht im geringsten was ändern! Was ich zusammen mit meinem Körper geleistet habe, erfüllt mich mit einem Gefühl der Vollkommenheit. In jenen Momenten der totalen Hingabe fühlte ich mich der Schöpfung nahe und den Zweck hier auf Erden erfüllend. Ich will uns Frauen keineswegs nur auf unsere Körper und die Fortpflanzung reduzieren! Dafür sind wir viel zu facettenreich. Aber wir können und sollen stolz sein dürfen, ohne uns verstecken zu müssen! Auf dieses Wunder, dass mit uns geschieht, während wir, das ich und der Körper, also das gesamte ICH, neues Leben erschaffen. Wir leihen uns sozusagen der Menschheit- meine Güte können wir stolz sein!!!

Ich möchte hier noch was einfügen. An all die Mamis mit Kaiserschnitt ob gewollt oder nicht. Da ich persönlich nicht vergleichen kann, ist es schwierig für mich, hier die richtigen Worte zu finden. Aber ich bin davon überzeugt, dass ihr genauso stolz auf euch sein könnt! Diese Erfahrung lässt sich nicht nur auf die Geburt reduzieren, diese war zumindest für mich, nur das i-Tüpfelchen eines Prozesses, der im Herzen erst später abgeschlossen wurde nämlich zu dem Zeitpunkt, als ich mein Baby zum ersten Mal im Arm gehalten habe… Auch ihr solltet jeden Zweifel von euch weisen, denn was eine Frau, in der Zeit ab der Befruchtung bis zum ersten Schrei ihres Kindes leistet, ist überirdisch!

Ich glaube, genau diese Grenzerfahrung ist mit ein Grund, warum die meisten Frauen trotz Schmerzen sagen, dass die Geburt ihres Kindes zu den schönsten Erfahrungen ihres Lebens zählen.

Wir Frauen sind dazu gemacht!!💪🏼❤️

Und wenn ich einen „Schönheitsmakel“ benennen müsste, dann wäre es lediglich der, dass ich ein klein wenig arroganter geworden bin😉 Denn seither ist meine innere Haltung nicht mehr Zwiegespalten, nein! Ich kann voll und ganz hinter jeder optischen Veränderung stehen und liebevoll zu mir sagen: „Ja mein Körper, du darfst das, schliesslich hast du zwei Menschen erschaffen und auf die Welt gebracht!“😉

Eure Rebekka✌🏼

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