Powermamis,  Tagebuch

Mein Regenbogen-Baby

Liebe Frauen💕 Ich bin bereit, mit euch über das Thema Fehlgeburt zu reden. Leider ist es nach wie vor ein sogenanntes Tabuthema. Und mit diesem Satz wären wir theoretisch auch schon mittendrin… Denn meiner Meinung nach ist das totaler Schwachsinn! Aber erst mal von Vorne…

In diesem Beitrag geht es nicht um die Totgeburt, also den Verlust eines Babys in der fortgeschrittenen Schwangerschaft. Ich glaube, dass alle mit mir einig sind wenn ich sage, dass dies nochmal etwas anderes ist. Nicht bloss medizinisch gesehen. Obwohl es schwierig ist, hier eine klare Grenze zu ziehen, möchte ich mich mit dem Schwangerschaftsende im ersten Trimester befassen.

UNSERE GESCHICHTE✨

Als mein Mann und ich ein Paar wurden, konnte es uns nicht schnell genug gehen! Wir wussten beide, dass wir angekommen sind❤️Insgeheim rechnete ich eigentlich mit einem Heiratsantrag (Frauen eben😅), doch es folgte noch etwas viel Besseres: der „Babyantrag“!!🥰 Ich war ohnehin schon im siebten Himmel doch dieser eine Satz toppte noch einmal alles:

„Schatz, ich will ein Kind mit dir!“ 

Natürlich war ich überwältigt, denn wir hatten vorher noch nie darüber geredet. Wir legten sofort los und: ich wurde gleich schwanger!

Wow! Dieser Moment! Der unbeschreibliche Moment, wenn sich diese kleine, schwache Linie auf dem Schwangerschaftstest langsam anfängt abzuzeichnen😍 Es ändert einfach ALLES! Die Uhr fängt an zu ticken und von dem Augenblick an ist alles auf Baby eingestellt. Nicht nur der Körper, auch die Gedanken und Gefühle, ja die gesamte Lebensplanung! Urlaub? Moment! Dann werden wir ja schon unser Baby haben! Einladungen zu Hochzeiten, Familienfeiern und sogar der Wocheneinkauf müssen überdacht werden und über alledem schwebt diese unbändige Vorfreude auf das kleine, zärtliche Wesen, das bereits angefangen hat zu leben! Ein zauberhaftes Gefühl- dass ich sofort zu lieben begonnen hatte! ✨

Doch nach wenigen Tagen bekam ich leichte Blutungen. Wir gingen sofort zum Frauenarzt. Man erklärte uns, dass dies vorkommen kann und alles gut ausschaut. Ein paar weitere Tage vergingen, doch das ungute Gefühl blieb… Als die Blutungen immer noch anhielten, wusste ich: das kommt nicht gut, irgendwas läuft hier gewaltig schief! Und dann die Gewissheit; das Baby hat uns verlassen😰

Und mit einem Schlag war ich wieder in der Realität. Ich war nicht mehr schwanger. Keine Vorfreude mehr, kein ausmahlen der Zukunft mehr, kein Suchen nach schöner Umstandsmode und süssen Babykleidchen, kein Leben mehr in mir. Ich war am Boden zerstört😢 Am meisten jedoch vermisste ich das Gefühl, dass ich oben beschrieben habe! Die bevorstehende Veränderung, diese Vorfreude auf das grösste Abenteuer meines Lebens… Es vergingen ein paar Wochen. Rückblickend gesehen, erholte ich mich relativ schnell wieder von diesem Schock und konnte es einordnen unter einer „Laune der Natur“. Ich war optimistisch, denn ich war jung und hatte keinen Stress. Ich wusste, dass ich einmal Mutter sein werde und zudem hat es ja auch nicht lange gedauert, bis ich schwanger geworden bin. Das war mein grösster Halt! Tatsächlich vergingen nur wenige Monate und es schlug erneut ein. Hoppla, da will es aber jemand wissen, dachte ich mir. Doch dieses Mal fühlte es sich anders an… Meine Vorfreude war getrübt und ich blieb zurückhaltend mit meinen Gefühlen. Was, wenn es wieder passiert?? Die ersten Wochen waren eine einzige Gefühlsachterbahn. Die Hormone hatten mich fest im Griff und so schien die Zeit bis zum ersten Ultraschall und der offiziellen Schwangerschaftsbestätigung schier endlos… Keine Blutung. Das ist gut! Super aufgeregt lag ich also in SSW 8 beim Gynäkologen auf dem Stuhl. Uuuh, gleich werden wir das Herzchen schlagen hören💓 Das blieb uns ja beim letzten Mal verwehrt… Der Monitor flimmerte, der Arzt suchte und schwieg. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Kein Herzschlag zu hören… 😱 Nein, das darf nicht wahr sein! Nicht schon wieder!! Der Frauenarzt machte uns wenig Hoffnungen, aber wir durften in einer Woche noch einmal vorbeikommen. Was für eine Woche! Ich riss mich zusammen, hoffte, bangte und zog mich in meine Welt zurück… Und dann kam auch die zweite, gefürchtete Wahrheit; immer noch keine Herztöne zu erkennen… 

Ich musste dann eine Pille einnehmen, die in Amerika anscheinend für Abtreibungen eingesetzt wird. Das war für mich das Schlimmste überhaupt!! Ich wollte das nicht! Ich wollte mein Kind noch nicht gehen lassen… Nicht auf diese Weise. Ich fühlte mich elend und hilflos, als ich die erste von 3 Pillen schluckte… Ich habe mein Kind verloren. Es ist tot. Diese unendliche Trauer um etwas, dass man eigentlich noch gar nicht kennt. Es ist nur ein Gefühl. Eine Ahnung. Und trotzdem ist diese unsichtbare, einzigartige und starke Bindung zwischen Mutter und Kind bereits da! Ich fühlte mich nicht mehr komplett. Etwas fehlte von nun an… Ich hatte schlimme Albträume und meine Gedanken kreisten. Was, wenn wir doch noch einwenig gewartet hätten mit dieser „Abtreibung“??? Vielleicht war unser Baby einfach ein Spätzünder? Oder der Arzt hat gepfuscht!? Fragen, auf die ich nie eine Antwort bekommen werde…..

Die darauffolgenden Wochen waren hart. Ich hatte mit extremen Blutungen und Bauchschmerzen zu kämpfen, von meinem Gefühlszustand einmal ganz abgesehen. Schuldgefühle plagten mich. Ich fragte mich ständig, was mit meinem Körper nicht stimmt. Werde ich jemals Kinder haben? Oder war das der Anfang einer jener Leidensgeschichten über den unerfüllt gebliebenen Kinderwunsch, wie man sie ab und zu hört..? War DAS meine Bestimmung? Unsere Bestimmung? Auch mein Mann trauerte. Auf seine Art. Aber das gemeine an diesem Erlebnis ist, dass man zwar gemeinsam um das gleiche trauert, aber sich trotzdem so einsam fühlt dabei… 

Meine lieben Leserinnen, ihr werdet es nicht glauben, aber ich hatte danach noch ZWEI weitere Fehlgeburten! Um den Rahmen nicht zu sprengen, verzichte ich jetzt auf detailliertere Ausführungen über Gefühle, über die lange Zeit die ich brauchte, um wieder Mut zu fassen, medizinische Abklärungen und den damaligen Zustand unserer Beziehung. Doch das Happyend möchte ich euch nicht vorenthalten! ☺️

In der Zwischenzeit hatten wir uns nämlich tatsächlich verlobt (der Antrag kam also doch noch😉) und planten bereits unsere Hochzeit 😍😍😍 Wir beschlossen, dass uns der unerfüllte Kinderwunsch nicht die Freude am Leben und der Liebe zueinander nehmen soll!

Was soll ich sagen, liebe Ladies… Exakt 10 Monate vor dem geplanten Hochzeitstag wurde ich zum 5. Mal schwanger!🙈 Und ich kann’s mir bis heute nicht erklären aber dieses Mal wusste ich von der ersten Sekunde an ganz fest, dass dieses Baby bei uns bleiben würde❤️ Und so war es auch! Somit feierten wir gut 3 Jahre nach dem Babyantrag nicht unsere Hochzeit sondern die Geburt unseres gesunden, ersten Sohnes😍 Ein Wunder, an das ich zwischenzeitlich nicht mehr geglaubt hatte! Die zivile Trauung führten wir wie geplant noch vor der Geburt durch, da wir uns die Bürokratie einer Vaterschaftsanerkennung ersparen wollten. Die Dienstleister der weissen Hochzeit konnten wir allesamt fürs darauffolgende Jahr gewinnen! Doppeltes Glück 👏🏼😅 UND ich kann sogar noch eins drauflegen: Als wir es dann ein Jahr später tatsächlich vor den Traualtar geschafft hatten, war ich bereits wieder im vierten Monat schwanger mit unserem zweiten Kind!!🙈😍😂 Wir hatten uns eigentlich auf eine längere Bastelzeit eingestellt (kann man es uns verübeln!?😊), doch unser kleiner Goldjunge biss sich gleich auf Anhieb fest. Und so kam es also, dass wir zweimal schwanger geheiratet haben… Ich sags euch, es ist eine dritte Hochzeits-Feier geplant, bei der ich mich so richtig abschiessen werde!!!🤣

Meine 4 kleinen Sternchen habe ich auf meinem Ehering verewigt. 1 Steinchen für jedes Sternchen🌟 und je eines für meine geborenen Kinder. Es war meine Art, mit dem Verlust umzugehen. Ich fand diese Geste schön, denn so trage ich sie immer bei mir und ich weiss schon jetzt, dass im Himmel 4 kleine Engelchen auf ihre Mama warten…👼🏻👼🏻👼🏻👼🏻 Ich freue mich auf den Augenblick, wenn ich sie alle wieder um mich haben darf!

Mit diesem wirklich ausgesprochen intimen „Geständnis“ möchte ich vorallem Mut machen. Ich erkannte mit der Zeit, das es etwas ist, das einem widerfährt und nichts, was man verbockt hat! Man fühlt sich hilflos und machtlos WEIL man nichts dafür kann! Und das wichtigste überhaupt; Es geht ganz vielen Frauen gleich… Es wird einfach kaum darüber gesprochen!

Während ich mir meine Gedanken zu diesem Text gemacht hatte, war mir klar geworden, wieviele Frauen ich kenne, die schon eine Fehlgeburt erlebt haben. Und dabei fiel mir auf, dass ich wirklich gut überlegen musste, wer denn eigentlich noch KEINE hatte! Grob geschätzt, würde ich behaupten, dass etwa 80% der Mamis in meinem Umfeld schon einmal diese schlimme Erfahrung machen mussten. Bei einigen wars sehr früh, bei ein paar wenigen aber auch bereits im 5. Monat oder noch später! Es gab solche, die bereits 1 oder mehr Kinder hatten und solche, die noch um ihr erstes Kind bangen mussten😢 Es waren Mamis jeden Alters davon betroffen und somit also die komplette Bandbreite vertreten.

Können wir denn jetzt endlich mal damit aufhören, das Thema zu verschweigen und anfangen offen und ehrlich damit umzugehen und damit den Weg freizulegen, für den so wichtigen Heilungsprozess!?!? Tabuthemen sind daher tabu, weil sie unangenehme Gefühle hervorrufen und man sich in gewisser Weise (mit-) schuldig oder verantwortlich fühlt. Oder man schämt sich! Aber wofür?? Es ist nicht deine Schuld! Du kannst nichts dafür! Du hast nichts falsch gemacht! Es ist auch kein Karma! Es ist im Grunde genommen nicht mal was Besonderes (Sorry!). Es ist schlichtweg vollkommen NORMAL!! Vielleicht in einigen Regionen, Ländern oder unter gewissen Lebensumständen etwas wahrscheinlicher, aber wer weiss das schon so genau… Und es ist auch belanglos. Der Schmerz der zu verarbeiten ist, ist schon gross genug, als dass man sich auch noch mit Fragen und Selbstzweifel herum kämpfen sollte! 

Wenn wir anfangen darüber zu reden, nehmen wir dem Thema die Macht über uns! Reden heilt. Nicht reden frisst auf. Darum; wirf die Selbstzweifel über Bord. Sorge dich liebevoll um dich und deinen Körper! Sei nachsichtig mit dir! Sprich darüber! Ich glaube, damit tust du dir selbst und vielen Anderen einen grossen Gefallen…

Ich respektiere, dass jede Frau ihren eigenem Weg geht, um eine Fehlgeburt zu verarbeiten. Nicht alle sind wie ich, und teilen ihre Erfahrungen mit der ganzen Welt. Aber zu wissen, dass man nicht allein ist mit all diesen Gefühlen, hätte mir persönlich in dieser schweren Zeit sehr geholfen. Und ich meine jetzt nicht irgendwelche Statistiken, die einem erklären, dass man zu irgendwelchen 15% gehört. Ich rede von echten Betroffenen, mit denen man sich austauschen kann. Die einen verstehen und alles nachempfinden können. DAS hilft. 

Vielleicht gibt es hier Frauen, die das ebenfalls erleben mussten und ihre Geschichte schildern mögen…

Falls du gerade mit den Folgen einer Fehlgeburt zu kämpfen hast, kann ich dir wirklich ans Herz legen, darüber zu sprechen! Ich brauchte zwar eine Weile, bis ich das konnte. Doch je öfter ich mich „outete“ umso besser erging es mir und ich merkte, dass ich nicht allein bin damit!

Wir Frauen sind so stark! Unser Drang, sich untereinander auszutauschen ist naturgegeben und hilft uns, die innere Balance und Kraft zu bewahren. Geben wir diesem Bedürfnis doch Raum und unterstützen uns so gegenseitig…💖

Danke fürs Lesen! Eure Rebekka✌🏼

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