Tagebuch

Die Verletzlichkeit einer Mutter

Heute möchte ich ganz einfühlsam aber offen über ein sehr bewegendes und delikates Thema schreiben. Und zwar geht es nicht um die Verletzlichkeit in Form von Dünnhäutig sein, sondern darum, wie sich die Perspektive und die Gefühlswelt einer Frau verändert, wenn sie Mutter wird. Es geht um Bärenmütter, Instinkt und unendliche Liebe… 💞💞💞

Vor wenigen Tagen ist es wieder passiert. Unser Primo hat sich ganz schlimm an einem Keks verschluckt. Er wird dann immer sofort panisch – vermutlich verstärkt durch meine panischen Reaktion auf den Anblick meines nach Luft schnappenden und würgenden Kindes! So ernst wie dieses Mal war es aber noch nie. Er rannte zu Papa, versuchte zu husten, schaffte es, einmal tief nach Luft zu japsen, nur um sie gleich danach beim Weinen und Husten wieder zu verlieren. Er würgte, schaffte es nicht, den Fremdkörper auszuspucken. Er rannte zu mir, Tränenüberströmt, stampfte mit seinen kleinen Beinchen auf dem Boden hin und her und griff sich an seinen schmalen Hals – in Sekundenschnelle drehte ich ihn um, klopfte ihm zwischen die Schulterblätter und rief meinem Mann zu, er solle sofort etwas zu trinken holen. Wenn’s nicht raus kann, muss es runter, dachte ich intuitiv. Dann übergab sich mein Sohn zum ersten Mal. Doch noch immer war’s nicht überstanden! Meine Gedanken überschlugen sich: „Das ist kein normales Verschlucken mehr, das dauert schon viel zu lang! – Wie lange kann er ohne Sauerstoff überleben? – Nein! Nein! Nein! Das darf nicht passieren! – Wo ist die Notfall-Telefonnummer?? – Herr, hilf! – Ich liebe dich, mein Kind!“

Er würgte weiter, kreischte, schnappte nach Luft, seine Augen flehten mich an, ihn zu retten… Erst, als ich ihm die Wasserflasche in den Mund steckte und er es irgendwie geschafft hat, ein paar Schlücke zu trinken, rutschte ihm das Stückchen vermutlich runter. Noch einmal übergab er sich und fiel dann völlig erledigt und schluchzend in meine Arme….

…und mein Mutterherz krampfte sich zusammen… Ein winzig kleiner Teil von mir ist in diesem Horror-Moment gestorben…!!😱😭 Danke, lieber Gott, dass du uns deine Schutzengel geschickt hast🙏🏼

Noch jetzt schnürt sich mir die Kehle zu, wenn ich darüber schreibe😢Und ich bin mir sicher, dass jede Mutter haargenau versteht, wie und was ich in diesem Augenblick gefühlt habe….

Es war eines der ersten Gefühle, das ich wahrgenommen hatte, damals, als unser Sohn auf die Welt kam! Und es haut mich noch heute jedesmal um. Es ist zu viel. Zu gross. Zu weit, um es fassen zu können aber doch durchdringt es einen bis ins tiefste Innere. Es nennt sich VERLUSTANGST! Es ist die panische, verleugnete und überwältigende Angst davor, im richtigen Moment nicht schnell genug zu sein, nicht gut genug aufzupassen, die falschen Entscheidungen zu treffen oder dem Schicksal ausgeliefert zu sein und dadurch sein Kind zu verlieren…😪

Es ist vermutlich das mächtigste aller Gefühle. Dieses unbändige Gefühl, macht uns zu Bärenmüttern, zu Super-Women, zu Furien, die im Ernstfall alles geben würden um ihr „Baby“ zu schützen. Sogar das eigene Leben! Es lässt uns in Sekundenschnelle, gedankliche Not-Szenarien durchspielen; beim Enten-Füttern am See, beim Trottinett-Fahren an der Hauptstrasse, ja sogar beim gemütlichen Essen am Tisch…
Wir sind immer in Alarmbereitschaft, um notfalls sofort rettend einzugreifen. 

Es macht uns zwar stark, aber es macht uns doch auch so unendlich schwach… Soo verletzlich und weich. Man fühlt sich komplett ausgeliefert und es vernebelt einem die Sinne. Dieses Gefühl hat seinen Ursprung eigentlich in Schönsten was es gibt; In der Liebe von einer Mutter zu ihrem Kind. Mutterliebe. Die höchste Form der Liebe, die wir Menschen kennen. So unbeschreiblich und allumfassend. Sie lenkt all unser Handeln und spornt uns ständig zu Höchstleistungen an! 

Auf einmal ist da ein Lebendes Wesen, dass mit einem auf magische Art und Weise verbunden ist, wie ein eigenes Körperteil, aber es gehört trotzdem nicht (mehr) zu unserem Körper. Es ist autonom und weder lenk- noch kontrollierbar. Es fühlt sich an, als würden wir mit offenem Brustkorb und einem Messer in der Hand durchs Leben gehen, mit der ständigen Bedrohung, es könnte uns einer das Messer entreissen und direkt ins Herz rammen!😱 So schutzlos und angreifbar sind wir. Man könnte sagen, die Verantwortung für unser Glück liegt nicht mehr allein in unseren Händen…

Mit der Zeit lernt man, damit umzugehen. Man steckt es weg, versucht, es nicht zu nahe an sich heran zu lassen… Doch in solchen Situationen ist es schlagartig wieder präsent. Es überkommt uns Schwallartig. Der rational-denkende Teil unseres Hirns setzt aus und der mütterliche Instinkt ein. Den eigenen Gefühlen komplett ausgeliefert, reagiert man ohne zu überlegen. In erster Linie mit dem Ziel, das Kind zu retten aber auch, um sich dadurch SELBST vom grössten Schmerz, den es gibt, zu bewahren. Nicht?

Unserem Sohn ging es übrigens kurz darauf wieder blendend. Er konnte wieder lachen und hat schon vergessen was passiert war. Doch ich vergesse nicht… Es zeigt, wie unbeschwert ein Kind ist. Es hat keine Ahnung was es ausgelöst hat. Bis zu dem Moment, wo es selber Kinder hat, wird es nie erfahren, wie gross die Liebe von einer Mutter zu ihrem Kind sein kann… Und selbst das ist nur den Mädchen vorenthalten!👧🏻😳

Nur eine Mutter besitzt die Kraft, diese Liebe zu spüren und zu „ertragen“. Es ist unser Privileg. Denn eigentlich ist es doch die meiste Zeit einfach nur das wundervollste Gefühl, dass es gibt! 🥰🥰🥰

Ein Hoch auf uns Bärenmütter 💪🏼💪🏼❤️

Eure Rebekka

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