Tagebuch

Schlafen wie ein Baby

Dass man als Mutter unter Schlafmangel leidet, war mir bekannt. Warnungen aus dem Umfeld habe ich in meiner ersten Schwangerschaft aber, wie so viel anderes, irgendwie nicht so ernst genommen… „Jaja, ich weiss, dass man Nachts oft mal aufstehen muss…“ oder „ich kann ja dafür am Tag nachholen, wenn das Baby schläft…“, „irgendwann wird mein Baby ja dann wohl auch mal durchschlafen“ waren meine liebsten Antworten. Die Reaktion meiner Gesprächspartner war immer die gleiche; ein müdes, selbstzufriedenes und vor Mitleid triefendes „du wirst schon sehen“-Lächeln… Ich reagierte meistens etwas trotzig darauf, bereits im Vornherein in den selben Topf geworfen zu werden und fühlte mich gleichzeitig ausgegrenzt aus diesem „Mama-Club“. Insgeheim spürte ich, dass ich noch keine Ahnung hatte, was da auf mich zugerollt kam…

Aber es kam. In Form eines Zuges, nein, einer Lawine. Oder noch viel treffender; eines Tsunamis! Und was für einer! 

Es begann schon mit der Geburt, als morgens um 7 Uhr die Fruchtblase platzte und unser Bett in eine Pfütze verwandelte. Ich war in der Nacht zuvor erst um 1 Uhr ins Bett gegangen und hatte wegen dem grossen Bauch nicht besonders gut geschlafen… Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich so für mich dachte: „Mist, nur sechs Stunden geschlafen. Ausgerechnet heute! Naja, wird schon irgendwie gehen… Schliesslich konnte ich auch schon mal 48h lang durchfeiern🎉… Man wird mir nach der Geburt ja wohl etwas Schlaf gönnen, damit ich nachholen kann“. Ha! Hahahahaha….. (Darüber muss ich heute noch Lachen 😜)

Die Wehen und damit der eigentliche Beginn der Geburt, setzten erst zwölf aufregende Stunden später ein. Nach weiteren 9, war der Kraftakt endlich geschafft😓 Habt ihr mitgerechnet? Ich lag also da, morgens um 4 Uhr, komplett überwältigt, erschöpft, benommen und irgendwie nicht wirklich anwesend auf dieser Erde, mit meinem kleinen, schlafenden Wunder; unserem Sohn😍😍😍

An Schlaf war zunächst nicht zu denken.. Dauernd wollte irgend jemand etwas von mir. Es war Sommer und somit schon langsam hell im Zimmer. Es wurde Frühstück gebracht, schliesslich sollte ich mal was rechtes essen… Blutdruck messen, Gebärmutter abtasten, Besuch der Oberärztin, Schichtwechsel, erste Stillversuche….. Ich liess alles mehr oder weniger über mich ergehen, ständig mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich ja jetzt dann hoffentlich bald mal einwenig schlafen könne… 

Dann, nach einer weiteren, halben Ewigkeit fielen mir die Augen zu. Bis dahin war ich bereits seit über 30 Stunden „auf den Beinen“. Ich wollte einfach nur noch schlafen… Doch wieder war da jemand, der etwas von mir wollte. Einen halben Meter gross und wahnsinnig süss! Ausgerechnet jetzt meldete sich mein Sohn wieder… Wieder kein Schlaf.😣

Die darauffolgenden Tage glichen sich irgendwie alle und zogen wie eine Nebelschwade an mir vorbei… „Sobald du zuhause bist, kannst du endlich wieder schlafen!“ redete ich mir zu. Gefühlt seit vier Tagen ohne Schlaf, war die erste Amtshandlung, als wir mit unserem Wunder zuhause ankamen, dann tatsächlich der Gang in unser (wieder sauberes) bequemes Bett… Da durfte ich nun endlich wieder liegen… FÜR SAGE UND SCHREIBE 60 Minuten!!! Das war nämlich die Zeit, die mir mein kleiner Sonnenschein gegeben hat. 60 Minuten. Mehr gönnte er mir nicht.

Und da kapitulierte ich… Ich brach zusammen. Ich KONNTE EINFACH NICHT MEHR. Ich lag da, mit meinem Neugeborenen, überwältigt von Hormonen, Eindrücken und unverarbeiteten Erlebnissen der vergangenen Tage und heulte nur noch… Ich kriegte mich nicht mehr ein… Ich habe geweint und geweint und geweint, was mich nur noch müder machte. Mein Weinen war so laut, dass auch unser Sohn angefangen hat zu brüllen (was sowieso seine Lieblingsbeschäftigung war, in den ersten Monaten)… Ich war ein einziges Häufchen Elend. „Gott sei Dank, ist mein Mann da“, dachte ich. Der legte sich zu uns, seiner neuen, kleinen, heulenden Familie, schlang seine Arme um uns und – schlief dabei ein!!! (Das habe ich ihm bis heute noch nicht ganz verziehen!😝😅)

In jener Nacht begriff ich zum ersten Mal, was es bedeutet, Mama zu sein. Erholsamer Schlaf ist vermutlich das erste Bedürfnis, das eine Mutter für ihr Kind hinten anstellt.. 

Die ersten Wochen und Monate verflogen, ohne dass ich diesen einen Schlaf, meinen erholsamen Schlaf, nur diese EINE Nacht ohne Unterbruch bekommen hatte, um mich endlich von all den Strapazen der Geburt zu erholen. Stattdessen machte unser Sohn die Nacht zum Tag. Im Gegenzug zu mir, fand er schlafen nämlich voll doof. Und so kam es, dass ich tatsächlich geschlafen habe wie (m)ein Baby; in Intervallen von höchstens 4 Stunden am Stück. Ihm war es pupsegal, ob gerade morgens um halb 5 oder mittags um 2 war… Die Wachphasen dazwischen, verbrachte ich hauptsächlich damit, ihn zu beruhigen und wieder in den Schlaf zu tragen. Es gab Momente, da nickte ich während dem Windeln wechseln weg, nur um kurz darauf wieder hochzuschrecken und mit grosser Erleichterung festzustellen, dass mein Baby noch lebt! Und es gab Zeiten, da wusste ich nicht ob noch Montag oder schon Dienstag war und ich lediglich anhand der Lichtverhältnisse merkte, dass nun wohl wieder ein Tag um war. Ich lebte in einer Blase.

Meeein Gott, war ich MÜÜÜDEEEEE!!!😩😩😩

Als ich der Mütterberatung voller Hoffnung auf den ultimativen Tip, das vollgekritzelte Schlafprotokoll unter die Nase hielt, meinte sie nüchtern: „oh, das sieht aber anstrengend aus!“ Ja. Anstrengend. Oder wie wärs mit; “Ach verdammte Schei**e, wie überleben sie das bloss?!?“. Ich habs trotzdem überlebt. Irgendwie. 🤷🏻‍♀️

Darum, liebe Mamas-To-be; ich werde euch nur eines raten, nachdem ich euch mit einem müden, selbstzufriedenen und vor Mitleid triefenden Lächeln angeschaut habe…: „Schlaft um euer Leben!“

Müde aber glücklich

Eure Rebekka✌🏼

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